Gegenüberstellung
Haarfarben ohne PPD oder PTD?
Immer mehr Menschen reagieren empfindlich auf klassische Haarfarben. Die häufigsten Auslöser sind die chemischen Inhaltsstoffe PPD (p-Phenylendiamin) und PTD (Toluene-2,5-diamine). Beide werden als Farbvorstufen in oxidativen Haarfarben eingesetzt – doch wo liegt der Unterschied?
- 1. Was ist PPD
- 2. Was ist PTD
- 3. Einsatzgebiet
- Z4. Gegenüberstellung
- t5. Häufige Fragen
Was ist PPD?
PPD, auch als p-Phenylendiamin bekannt, ist einer der am häufigsten eingesetzten Farbstoffe in konventionellen Haarfarben. Es sorgt für besonders intensive, langanhaltende und kühle Farbtöne wie Schwarz oder Dunkelbraun. Gleichzeitig gilt PPD aber auch als Allergieauslöser – nicht nur bei empfindlichen Personen, sondern auch bei Friseur:innen mit häufiger Kontakt.
Was ist PTD?
PTD (TDA) wird oft als „sanftere“ Alternative zu PPD vermarktet – besonders in Produkten, die als „PPD-frei“ beworben werden. Doch Vorsicht: Auch PTD gehört zu den starken Sensibilisatoren, wie wissenschaftliche Studien belegen. Zwar unterscheidet sich die chemische Struktur leicht, das Risiko für allergische Reaktionen bleibt jedoch vergleichbar hoch.
Einsatzgebiet
Warum werden PPD oder PTD überhaupt in Haarfarben eingesetzt
PPD und PTD gehören zur Gruppe der sogenannten oxidativen Farbstoffe. Sie sind entscheidend für die dauerhafte Färbung des Haares, weil sie in Kombination mit einem Oxidationsmittel (meist Wasserstoffperoxid) tief in die Haarstruktur eindringen und dort stabile Farbmoleküle bilden.
Nur so lassen sich intensive, langanhaltende Farbergebnisse erzielen – besonders bei Grauhaarabdeckung oder starken Farbveränderungen.
Worin liegt der Unterschied?
PPD vs. PTD
Die folgende Tabelle zeigt Dir auf einen Blick, worin sich PPD und PTD unterscheiden – und welche Gemeinsamkeiten sie haben.
Kategorie | PPD (p-Phenylendiamin) | PTD (Toluene-2,5-diamine/TDA) |
---|---|---|
Chemische Identität | p-Phenylendiamin (C₆H₈N₂) | 2,5-Diaminotoluol (C₇H₁₀N₂) |
Typische Form in Produkten | Freie Base oder Sulfat | Meist als Sulfat (TDAs) |
Regulatorischer Grenzwert (EU) | Max. 2% im oxidierten Gemisch | Max. 2% im oxidierten Gemisch |
Hauptfunktion | Primäres Intermediat in oxidativen Haarfarben | Primäres Intermediat (PPD-Ersatz) |
Sensibilisierungspotenz | Starker Sensibilisator (SCCS/1602/18) | Starker Sensibilisator (SCCS/1602/18) |
Allergische Reaktionsraten – Friseure (D 1995–2002) | 22.0% (Studie S.2) | 24.8% (Studie S.2) |
Allergische Reaktionsraten – Kunden (D 1995–2002) | 14.7% (Studie S.2) | 13.2% (Studie S.2) |
Europäischer Durchschnitt | ~15–19% (Multi-Studien) | ~14–25% (Multi-Studien) |
Farbwirkung | Tiefe, kühle Töne (Schwarz/Dunkelbraun) Hohe Brillanz | Wärmere Nuancen (rötliche Untertöne) Geringere Intensität |
Oxidationsgeschwindigkeit | Schnell | Langsamer |
Dosis für gleiche Deckkraft | Referenzwert | +10–20% erforderlich |
Verwendung in "PPD-freien" Farben | Nicht enthalten | Häufiger Ersatzstoff |
Berufsrisiko (Friseure) | Hohe Exposition (Paste/Konzentrate) | Noch höheres Risiko (höhere Sensibilisierungsrate) |
Quellen:
EU-Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009, Anhang III
SCCS/1390/10 (2012): *“Opinion on Toluene-2,5-Diamine
SCCS/1602/18 (2019): „Revision on Hair Dye Substances
Uter et al. (2003), Contact Dermatitis 49:236-240 (Studie S.2)
Häufige Fragen
Die Begriffe „PPD-frei“ oder „hypoallergen“ bedeuten leider nicht automatisch, dass ein Produkt komplett sicher ist – besonders wenn stattdessen PTD enthalten ist. Für Menschen mit bekannter PPD-Allergie kann auch PTD eine Reaktion auslösen.
Sind PPD-freie Haarfarben mit PTD deutlich besser verträglich?
Nicht unbedingt.
Es stimmt, dass viele Haarfarben, die als „PPD-frei“ gekennzeichnet sind, stattdessen PTD (Toluol-2,5-Diamin) enthalten. PTD wird oft als Alternative eingesetzt – doch auch dieser Stoff gilt laut wissenschaftlichen Studien als starker Sensibilisator. Das bedeutet: Er kann ebenfalls allergische Reaktionen auslösen.
Zwar zeigen Studien, dass PTD etwas seltener Allergien verursacht als PPD, von einer „deutlich besseren Verträglichkeit“ kann jedoch keine Rede sein. Besonders bei Personen mit bekannter PPD-Allergie besteht ein hohes Risiko für sogenannte Kreuzreaktionen auf PTD.
Ist „PPD-frei“ automatisch gut für Allergiker?
Nein – das ist ein häufiger Irrglaube.
Produkte mit der Aufschrift „PPD-frei“ gelten oft als sicher für empfindliche Menschen – doch das kann täuschen. Viele dieser Produkte enthalten chemisch ähnliche Substanzen wie PTD oder andere aromatische Amine, die ebenfalls allergische Reaktionen auslösen können.
Die EU-Kosmetikverordnung schreibt deshalb vor, dass solche Produkte nicht irreführend als „PPD-frei“ beworben werden dürfen, wenn andere sensibilisierende Inhaltsstoffe enthalten sind. Für Allergiker kann eine solche Kennzeichnung sogar gefährlich sein.
Ist die Farbqualität mit PTD genauso gut wie mit PPD?
Teilweise ja – aber mit Einschränkungen.
PTD kann vergleichbare Farbergebnisse wie PPD erzielen, insbesondere bei wärmeren Farbnuancen. Allerdings muss in vielen Fällen eine höhere Menge an PTD eingesetzt werden, um die gleiche Deckkraft zu erreichen. Das kann dazu führen, dass die Gesamtbelastung durch Farbstoffe sogar steigt – was wiederum das Allergierisiko beeinflusst.
Gibt es Haarfarben ganz ohne PPD?
Ja, aber Vorsicht ist geboten.
Es gibt Haarfarben, die ohne PPD formuliert sind – das ist korrekt. Aber: Solange andere sensibilisierende Stoffe wie PTD enthalten sind, sind diese Produkte nicht automatisch sicher für Allergiker.
Der Begriff „PPD-frei“ ist nur dann wirklich sinnvoll, wenn das Produkt auch frei von verwandten Stoffen ist. Andernfalls besteht die Gefahr, dass empfindliche Personen in falscher Sicherheit gewogen werden.